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5 Fragen an den Schimmelpilzexperten Dirk Scholz

Die Schimmelpilzsaison beginnt! Für unseren Schimmelpilzexperten und TÜV-zertifizierten Sachverständigen Dirk Scholz beginnt nun die spannendste Saison, denn jetzt ist er besonders für Schimmelgutachten gefragt. Wir haben ihm bei der Arbeit über die Schulter geschaut.

Frage 1:

Wofür braucht es ein Schimmelpilzgutachten?

In erster Linie dient ein Schimmelpilzgutachten dazu, die Ursache für einen Schimmelpilzbefall zu ergründen und ggf. zu klären, was das für ein Pilz ist. Letzteres ist jedoch nicht so häufig notwendig und meist auch nur bedingt sinnvoll. Die Maßnahmen für die Beseitigung bleiben ja die gleichen, auch ohne Proben.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Wenn ein Betroffener nur den Verdacht eines Schimmelpilzbefalls hat wegen gesundheitlicher Beeinträchtigung oder Geruchsbildung und kein sichtbarer Befall festzustellen ist. Dann nehme ich Proben von den Oberflächen oder der Raumluft und empfehle dann Maßnahmen zur Beseitigung.

In 90 Prozent der Fälle dient so ein Gutachten als eine Art Vermittlung um den Verursacher des Schadens festzustellen: Liegt es am Nutzer oder am Gebäude?

Frage 2:

Was ist die häufigste Ursache für Schimmelpilzbildung in der Wohnung? Nutzungsverhalten oder Baumangel?

Das kann man so leider nicht genau sagen. Ich würde sagen es steht hier 50 zu 50. Manchmal ist nicht ganz eindeutig zu bestimmen, wer hier die „Schuld“ trägt. Dann spielen mehrere Faktoren eine Rolle und es trifft beides irgendwie zu. Es ist oft schwierig, zwischen den Parteien (Verwaltung/Eigentümer und Mieter) zu vermitteln. Es ist nicht alles schwarz und weiß, sondern auch mal grau. Also wie der Schimmelpilz eigentlich. 😉

Frage 3:

Welche Gefahren gehen von Schimmelpilzen aus?

Bei massivem Befall bestehen vor allem gesundheitliche Gefahren für die Bewohner oder Nutzer der Räumlichkeiten. Für Vorerkrankte, Allergiker oder generell Menschen mit einem schwachen Immunsystem kann auch ein geringer Schimmelpilzbefall problematisch werden. In ganz seltenen Fällen kann auch ein gesunder Mensch von Schimmelpilz krank werden.

Eine Handvoll Schimmelpilzgattungen können Mykotoxine bilden. Das sind die Schimmelpilzgifte die in die Raumluft abgegeben werden oder aber auch über befallene Lebensmittel aufgenommen werden können. Die aus einem Schimmelpilzbefall in die Raumluft freigesetzten Sporen nehmen wir dann über unsere Atemluft auf und diese können dann unsere Gesundheit beeinträchtigen.

Anders als der Echte Hausschwamm sind Schimmelpilze für Gebäude gar nicht gefährlich. Es entstehen keine baulichen Schäden durch Schimmelpilze. Diese entstehen eher durch die Feuchtigkeit, wenn zum Beispiel Wandputz abfällt.

Frage 4:

Welchen Tipps geben Sie Mietern mit gegen Schimmelpilzbildung in der Wohnung?

Lüften! Aber in einem angemessenen Maße. Zu viel ist auch nicht gut. Selbst Berufstätige sollten es schaffen in den kälteren Jahreszeiten mindestens zwei bis drei Mal pro Tag für je zehn Minuten zu Lüften. Bei normalen Raumtemperaturen von 18 bis 22° C sollte die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent liegen.

Wenn das nicht hilft gibt es auch technische Hilfsmittel, die ich gerne empfehle. Zum Beispiel Fensterfalzlüfter oder Entfeuchter, die das Raumklima regulieren. Vorbeugend hilft auch eine Wandoberfläche aus schimmelpilzhemmendem Material wie zum Beispiel Raumklimaplatten oder ein Silikatanstrich.

Wichtig ist zu wissen, dass Schimmelpilze einen Nährboden brauchen und dieser besteht immer aus Feuchtigkeit und einem organischen Material wie Tapete oder Gipskartonplatten. Wenn Feuchtigkeit nicht gegeben ist, kann auch kein Schimmelpilz wachsen. Die beste Prävention ist also in jedem Fall die Feuchtigkeit zu verhindern.

Frage 5:

Was gefällt Ihnen am meisten an dieser Arbeit?

Am besten gefallen mir die unterschiedlichen Fälle und Kunden mit verschiedenen Befindlichkeiten. Mal gibt es Mieter, die wegen eines Miniflecks eine Komplettsanierung wünschen und dann gibt es Mieter mit großflächigem Schimmelpilzbefall im Schlafzimmer, die sich der Gefahren gar nicht bewusst sind und schon seit Monaten damit leben. Man kommt mit allen Arten Menschen zusammen.

Manchmal fühle ich mich auch wie an einem Tatort zur Spurensicherung oder ein Forensiker. Ich dokumentiere, messe, thermografiere, befrage die Bewohner zu ihrem Lüftungs- und Raumnutzungsverhalten und sammele so eine ganze Schadenshistorie, die zur Lösung des Schimmelpilzproblems dient. Das finde ich besonders spannend.

Klar gibt es mit der Zeit auch viele Wiederholungen und Routine. Aber wenn ich die Ursache des Befalls erforscht und eine gute Idee zur Beseitigung habe, dann freue ich mich sehr darüber.

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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